Das Bild der Frau in der zeitgenössischen Gunst

Neue Kunst für die Galerie der Schönheiten in Schloss Nymphenburg.

Die Bildnisse der Schönheiten mit ihren macho-gestylten Masken, ihrer franco - klassischen Bekleidung, ihren kostbaren Accessoires und ihren Schoßhündchen - sie müssen dringend ersetzt werden durch lebensnahe zeitgeistliche Kunstwerke

Teilnehmende Künstler

Eva Aulmann, Bertram Bartl, Jürgen Bauer, Sigrid Baumann-Senn, Roland Bentz, Ulli Berg, José Briceño, Petra Brinkschmidt, Klaus Bushoff, Chimgee Damdin-Scholz, Margarete Eckert-Preisser, Armin Elhardt, Gert Fabritius, Sylvia Faragó, Wilhelm Fischer, Friederike Fricker, Evi Friedrich, Bani Frossans, Günter Guben, Ulla Haug-Rößler, Annette Hecht-Bauer, Ulrike Kirbach, Christa Klebor, Jürgen Klugmann, Karla Kreh, Tetsuya Kuzuhara, Raúl López García, Daiana Maties, Renate Mildner-Müller, Verónica Munín-Glück, Mariella Mutter, Ingrid Neumann-Dannecker, Susanne Neuner, Georg Ozory, Pola Polanski, Doris Reimer, Dagmar Roos, Yvonne Rudisch, Gundel S.C., Ines Scheppach, Evelyn Schmidt, Hanjo Schmidt, Agnes Schmidt-Schöne, Gertrud Schneider, Günther Sommer, Véronique Stohrer, Sabine Sulz, Munkhbat Tsogtjargal, Jutta Uhde, Paul Wassiliadis, Marlis Weber-Raudenbusch, Götz Wintterlin, Helga Wimmer, Elke Zemelka

Impressionen aus der Ausstellung, Fotos: © Otto Hablizel

Einst – am Beginn der nach-paradiesischen Zeiten – stürzte der SOL die LUNA vom Thron der menschlichen Zeitgeisterlichkeit. Nach der Periode der Mondgöttin entstand die Phase der mannhaften Sonnenkriege und später die von SOL organisierte Lebensform der ibizzalen Sonnenbrände, bis in der kränkelnden DER-Zeitigkeit die LUNA sich von ihrer Bettfesselung befreite und aus der Küchenbastille ausbrach, um die DIE-Zeitigkeit mit einem Angelus einzuläuten. Von Werbe-designern ließ sie sich stilisieren zu einem Croissant, dem sichelartigen, hörnchenförmi-gen Symbol für eine mondaine Köstlichkeit zum Frühstück. Frau LUNA veröffentlichte ihren Anspruch auf die Re-Inthronisierung in revolutionär-erfrischendem Neusprech und durch bewegende Kunstformen des aktivis-tischen Post-Hominismus.

 

Zur Aufklärung für die mondainen Mondsüchtigen organisierte Frau LUNA eine Party in der – zu einer Disco umge-widmeten – Hildegardiskapelle am Binger Loch in der Lorelei. Der Andrang der radsuchenden Anhänger war enorm.

 

Zu Beginn sang ein biodiverser Frauenchor die ins atonale transponierte Mond-scheinhymne an die Macht der Kniebeuger, um dann beim Me-too-Refrain aufzustehen und temperamentvolle mohretanische Folklore zu tanzen mit den hinreißenden Zickzack-Bewegungen der bloßen Arme von Wandervölkerinnen aus dem grünen Wald. Köstlich anzusehen: Die ironisch-grinsende Mimik beim Schwenken der zerrissenen Panamahüte aus Großvaters Garderobe oder das geschickte Jonglieren mit den Holzlöffeln aus Mamas Küche. Das Publikum der LUNA-Veranstaltung hörte die Signale, sprang auf und stimmte ein beim schließlichen revolutionären Racaira-Song mit dem Schlussakkord: Den Sonnenschein an die städtische Laterne!

 

Frau Luna bewirtete ihre Follower*innen mit den leckeren Croissants im Design des „aufgehenden Mondes“ (der aufgehenden Mondzeit) und mit reichlich Eierlikör. Sie verteilte Lober-Kränze und Stilblüten aus den öffentlich-rechtlichen Plantagen, dazu einzelne, ausgerissene Sonnenstrahlen als Taktstöcke für den endlich einsetzenden Trommelwirbel, als alle, beschwipst und hochgradig aktiviert, von *innen nach draußen auf die Straße drängelten.   

 

Der erbleichende SOL wurde aufgegriffen, obwohl er sich in seinem gewalttätig zurückgeholten Schatten gut versteckt glaubte. (Als geldgeiler Schlemihl hatte er einst seinen Schatten an ein zwielichtiges Tourismusunternehmen verkauft.) Er wurde gezwungen, seinen Schatten als Spende an die Organisation für mondbeschienene Straßen abzugeben.

 

Die inzwischen kreischenden Lunatikerinnen schubsten den resignierenden SOL durch die dunklen Gassen, verschatteten Verweilplätze und schummrigen Parkhaus-anlagen, schlugen mit Sonnenschirmen auf ihn ein und rieben ihn blind mit Sonnencreme. Verbal (nicht nur) wurde uriniert, letzte Gedanken wurden gezupft, bis der ehemals goldigste Herrscher, der globalste Eisverkäufer, der geschätzte Eigner des Sonnenstudios, der größte Künstler aller Zeiten, der göttliche SOL-Mann auf der Guillotine der öffentlich-rechtlichen Blattmacherinnung endete. Die öffentlich-nächtliche LUNA hatte das Kopf-ab-Gerät schon früh in den Blätterwald verschoben. 

Vom umgewidmeten Küchenbalkon wurde die Revolution ausgerufen und – die erneute Machtergreifung der LUNA verkündet. Es ist erreicht: Das Leben ist wieder ein Spaziergang im Mondschein.

DIESEN KUSS DER GANZEN WELT.

Die ganze Welt ist aufgerufen „zurück zu küssen“ mit einem „Bild der Frau LUNA in der zeitgenüsslichen Gunst“ für die Gruppenausstellung des förderungs-würdigen Kunstvereins Interart Stuttgart.


Eröffnung

Freitag, 15.10.2021, 16 - 19 Uhr

Ausstellungsdauer

16.10. bis 20.11.2021



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